Energie ist für viele Unternehmen längst ein strategischer Kostenfaktor. Doch in der Praxis fehlt oft der Überblick: Wo entstehen die größten Verbräuche? Welche Prozesse sind ineffizient? Und wie lässt sich das strukturiert verbessern? Ein zertifiziertes En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tem nach DIN EN ISO 50001 liefert Antworten und schafft die Grundlage für gezielte Einsparungen, rechtssichere Nachweise und eine systematische Wei­ter­ent­wick­lung.

Industriebetrieb mit großem Energiebedarf – Blick auf mehrere Produktionssilos als potenzieller Anwendungsfall für ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001
Ein En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tem nach ISO 50001 macht Verbräuche sichtbar und eröffnet konkrete Ein­spar­po­ten­zia­le.
Das Wichtigste in Kürze
  • Die Norm DIN EN ISO 50001 definiert Anforderungen an ein strukturiertes En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tem (EnMS).
  • Sie ist für kleine und mittlere Unterehmen freiwillig, kann aber ein gesetzlich vor­ge­schrie­be­nes Energieaudit nach EDL-G vollständig ersetzen.
  • Für Unternehmen mit einem durch­schnitt­li­chen Ge­samt­ener­gie­ver­brauch über 7,5 GWh pro Jahr ist die Einführung eines EnMS nach ISO 50001 (oder EMAS) seit 2024 durch das En­er­gie­ef­fi­zi­enz­ge­setz (EnEfG) verpflichtend.
  • Ziel ist die kontinuierliche Verbesserung der en­er­gie­be­zo­ge­nen Leistung durch Planung, Umsetzung, Kontrolle und Anpassung.
  • Die Einführung wird je nach Un­ter­neh­mens­grö­ße mit 25 bis 45 % bezuschusst.
  • Besonders geeignet für Unternehmen mit hohem En­er­gie­ver­brauch oder Be­richts­pflich­ten im Rahmen von ESG.

Heid Energieberatung
Zertifizierte Energieberater nach DIN EN 16247 und Ge­bäu­de­en­er­gie­ge­setz (GEG) von TÜV, DEKRA, IHK, dena und EIPOS.

Was ist ein En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tem nach ISO 50001?

Die internationale Norm DIN EN ISO 50001 beschreibt, wie Unternehmen ein strukturiertes En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tem (EnMS) einführen und kontinuierlich wei­ter­ent­wi­ckeln. Ziel ist es, den Energieeinsatz systematisch zu erfassen, zu bewerten und dauerhaft zu verbessern, unabhängig von Branche, Größe oder Stand­ort­struk­tur.

Ein EnMS nach ISO 50001 umfasst insbesondere

  • die Ermittlung der En­er­gie­ver­bräu­che und der wichtigsten Energieeinsätze im Unternehmen,
  • die Festlegung von Zielen und Maßnahmen, um die energiebezogene Leistung messbar zu verbessern,
  • die Einführung klarer Zuständigkeiten und Abläufe im En­er­gie­ma­nage­ment,
  • das Monitoring des Fortschritts mithilfe aus­sa­ge­kräf­ti­ger Kennzahlen.

Damit entsteht ein Regelkreis, der nicht nur Transparenz schafft, sondern echte Optimierung ermöglicht.

Was bringt mir ISO 50001 En­er­gie­ma­nage­ment?

Ein zertifiziertes EnMS nach ISO 50001 verschafft Unternehmen einen strukturierten Blick auf ihren Energieeinsatz und liefert die Basis für gezielte Verbesserungen. Wer seine Verbräuche kennt, kann nicht nur Kosten senken, sondern auch strategische Vorteile sichern.

Die wichtigsten Vorteile im Überblick:

  • Energiekosten senken: Durch technische und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Maßnahmen lassen sich Ef­fi­zi­enz­po­ten­zia­le bei Beleuchtung, Re­ge­lungs­tech­nik oder Betriebszeiten erschließen.
  • Fördermittel nutzen: Die Einführung eines EnMS ist über das Bundesamt für Wirtschaft und Aus­fuhr­kon­trol­le (BAFA) in vielen Fällen förderfähig.
  • Compliance sichern: Ein zertifiziertes EnMS erfüllt die Anforderungen nach dem En­er­gie­dienst­leis­tungs­ge­setz (EDL-G) und kann das gesetzlich geforderte Energieaudit vollständig ersetzen. Unternehmen mit einem durch­schnitt­li­chen Ge­samt­ener­gie­ver­brauch über 7,5 GWh pro Jahr müssen das System innerhalb von 20 Monaten nach Überschreitung der Schwelle einführen.
  • Datenbasis verbessern: Die Norm schafft verlässliche Kennzahlen – eine zentrale Voraussetzung für ESG-Berichte, Nach­hal­tig­keits­stra­te­gien und In­ves­to­ren­kom­mu­ni­ka­ti­on.
  • Wett­be­werbs­vor­tei­le erzielen: Die Zertifizierung dokumentiert systematisches Handeln und signalisiert Kunden, Partnern und Behörden Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein und Zu­kunfts­ori­en­tie­rung.
herr-heid-zitat

Wer heute in ISO 50001 investiert, senkt nicht nur den En­er­gie­ver­brauch, sondern schafft auch belastbare Kennzahlen für ESG-Berichte und Fördermittel. Das rechnet sich mehrfach.

Energieberater & Ing. André Heid M.Sc.

Praxisbeispiel: En­er­gie­ma­nage­ment nach DIN EN ISO 50001 in der Industrie

Ausgangslage

Ein mit­tel­stän­di­sches Unternehmen aus der Kunst­stoff­ver­ar­bei­tung mit 180 Mitarbeitenden produziert rund um die Uhr im Drei­schicht­be­trieb.

  • En­er­gie­ver­brauch pro Jahr:
    • Strom: ca. 1,6 Mio. kWh
    • Erdgas: ca. 350.000 kWh
  • Energiekosten: über 320.000 € jährlich
  • Bisher kein zentrales En­er­gie­con­trol­ling, nur monatliche Abrechnungen
  • Ziel: Energiekosten senken, CO₂-Bilanz verbessern, ISO-Zertifizierung für Förderfähigkeit und Imagegewinn

Zielsetzung & Lösungsweg mit Heid Energieberatung

Ziel war die Einführung eines zertifizierten En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tems nach DIN EN ISO 50001, um systematisch Ein­spar­po­ten­zia­le zu identifizieren, zu bewerten und umzusetzen.

Vorgehen in 6 Schritten:

  1. Energieaudit nach DIN EN 16247 als Statusaufnahme
  2. Einführung eines En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tems gemäß DIN EN ISO 50001
  3. Aufbau eines automatisierten En­er­gie­mo­ni­to­rings mit Schnittstellen zu Maschinen und Zählern
  4. Schulung des En­er­gie­ma­nage­ment-Teams im Unternehmen
  5. Definition von Kennzahlen (EnPIs) & Etablierung des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act)
  6. Begleitung bei der externen ISO-Zertifizierung

Maßnahmen & Resultate

Maßnahme Beschreibung Einsparung/Jahr Amortisation
LED-Umrüstung in Produktion & Lager inkl. Präsenz- & Ta­ges­licht­steue­rung 19.500 € 2,5 Jahre
Modernisierung Druckluftanlage inkl. Le­cka­ge­ma­nage­ment & Lastmanagement 32.000 € 1,8 Jahre
Hydraulischer Abgleich Heizung & neue Steuerung inkl. Pumpentausch 6.500 € 3,5 Jahre
Optimierung der Kühlprozesse Umstellung auf freie Kühlung in der Nacht 8.000 € 3 Jahre
Einführung Lastmanagement Strom Vermeidung von Lastspitzen durch intelligente Steuerung 5.000 € sofort

Ge­samt­ein­spa­rung: 71.000 € jährlich
CO₂-Einsparung: rund 95 Tonnen pro Jahr
Zuschüsse durch BAFA & KfW: 40 % Förderquote


Mehrwerte durch die ISO 50001-Zertifizierung

  • Spit­zen­aus­gleich nach SpaEfV: Steuerersparnis im 5-stelligen Bereich jährlich
  • För­der­vor­aus­set­zung erfüllt (für BEG, BAFA, KfW etc.)
  • Transparente Energieströme durch Live-Monitoring
  • Verbesserte Wett­be­werbs­fä­hig­keit bei öffentlichen Ausschreibungen & ESG-Ratings
  • En­er­gie­ef­fi­zi­enz wurde fester Bestandteil der Un­ter­neh­mens­stra­te­gie

Für wen ist eine Zertifizierung sinnvoll?

Ein zertifiziertes En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tem nach ISO 50001 lohnt sich besonders für Unternehmen, die ihre En­er­gie­ef­fi­zi­enz gezielt verbessern und regulatorische oder strategische Anforderungen erfüllen möchten.

Besonders sinnvoll ist die Einführung für:

  • en­er­gie­in­ten­si­ve Unternehmen, etwa in Industrie, Logistik, Handel oder Ge­sund­heits­we­sen,
  • Betriebe, die unter das En­er­gie­dienst­leis­tungs­ge­setz (EDL-G) fallen und regelmäßig ein Energieaudit durchführen müssen,
  • Organisationen mit ESG-Reporting-Pflichten oder einer verbindlichen Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie.

Auch über diese Kontexte hinaus kann die Zertifizierung Vorteile bringen, zum Beispiel bei öffentlichen Ausschreibungen, im Rahmen von Umwelt- oder Kli­ma­initia­ti­ven oder als Nachweis gegenüber Fi­nan­zie­rungs­part­nern und Investoren.

Lesetipp: Erfahren Sie bei der Heid Im­mo­bi­li­en­be­wer­tung mehr über die En­er­gie­ef­fi­zi­enz­be­wer­tung von Immobilien im Rahmen von ESG-Pflichten.

Wie läuft die Einführung ab?

Die Einführung eines En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tems nach ISO 50001 folgt einem bewährten Ablauf. Je nach Ausgangslage kann die Umsetzung zwischen wenigen Monaten und einem Jahr dauern. In der Praxis haben sich die folgenden Schritte etabliert:

  1. Energieanalyse: Bestehende Verbräuche und Anlagen erfassen, Haupt­ver­brau­cher identifizieren
  2. Zieldefinition & Konzept: Energieziele festlegen, Maßnahmen priorisieren, Um­set­zungs­fahr­plan erstellen
  3. Strukturen schaffen: Ver­ant­wort­lich­kei­ten klären, EnMS-Team benennen, interne Abläufe definieren
  4. Technische Umsetzung: Messtechnik installieren, Software einführen, Prozesse anpassen
  5. Audit & Zertifizierung: Internes Audit durchführen, anschließend Prüfung durch eine akkreditierte Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le
  6. Monitoring & Wei­ter­ent­wick­lung: Verbrauchsdaten regelmäßig auswerten, Op­ti­mie­rungs­po­ten­zia­le kontinuierlich nutzen

Tipp: Die Einführung kann durch einen zertifizierten Energieberater begleitet werden, insbesondere in der Konzeptphase oder beim Antrag für Fördermittel für die Energieberatung.

En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tem ISO 50001: Förderung und Kosten

Die Einführung eines zertifizierten En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tems nach ISO 50001 ist mit Aufwand verbunden, wird jedoch in vielen Fällen staatlich gefördert. Die Gesamtkosten sind immer abhängig von Un­ter­neh­mens­grö­ße und Ausgangslage.

Förderfähig sind unter anderem:

  • Beratung und Begleitung bei der Sys­tem­ein­füh­rung
  • Mess- und Soft­ware­lö­sun­gen zur En­er­gie­da­ten­er­fas­sung
  • Schulungen für interne En­er­gie­ma­nage­ment­be­auf­trag­te
  • Kosten für die externe Zertifizierung durch eine akkreditierte Stelle

Die Förderhöhe beträgt je nach Un­ter­neh­mens­grö­ße 25 bis 45 % der förderfähigen Ausgaben. Kleine Unternehmen können je nach Maßnahme von zusätzlichen Boni profitieren.

Achtung: Der Antrag auf Förderung muss vor Beginn der Maßnahme gestellt werden. Rückwirkende Zuschüsse sind nicht möglich.

Wir beraten Sie kostenlos, gleich anrufen:
0158 - 886 535 18 oder Formular abschicken:

Heid Energieberatung
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Häufige Fragen zum En­er­gie­ma­nage­ment nach ISO 50001

Viele Unternehmen stehen vor ähnlichen Fragen, wenn es um die Einführung eines En­er­gie­ma­nage­ment­sys­tems geht: Ist das verpflichtend? Was bringt es mir konkret? Wie läuft das in der Praxis ab? Die wichtigsten Antworten auf häufig gestellte Fragen haben wir hier für Sie kompakt, verständlich und mit Blick auf die un­ter­neh­me­ri­sche Praxis zu­sam­men­ge­stellt.

Was ist der Unterschied zwischen einem Energieaudit und einem ISO-50001-System?

Beide Konzepte verfolgen das Ziel, En­er­gie­ef­fi­zi­enz im Unternehmen zu steigern – unterscheiden sich jedoch deutlich im Ansatz und in der Wirkung. Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Unterschiede:

Merkmal Energieaudit nach DIN EN 16247-1 ISO 50001
Pflicht? Ja, für große Unternehmen Nein, freiwillig – aber als gleichwertiger Nachweis
Dauer Punktuelle Bewertung, alle 4 Jahre Dauerhaftes System mit laufender Verbesserung
Aufwand Geringer, kurzfristig Höher, aber strategisch nutzbar
Förderung Nicht förderfähig, falls Pflicht besteht Bis zu 40 % Zuschuss möglich
Nutzen Einmaliger Überblick Kon­ti­nu­ier­li­cher Prozess und systematische Einsparung

Ist die Zertifizierung nach ISO 50001 verpflichtend?

Das hängt vom En­er­gie­ver­brauch Ihres Unternehmens ab: Verpflichtend ist ISO 50001 (oder EMAS) für Unternehmen mit einem durch­schnitt­li­chen Ge­samt­ener­gie­ver­brauch von mehr als 7,5 GWh pro Jahr (§ 8 EnEfG). Diese Unternehmen müssen innerhalb von 20 Monaten ein zertifiziertes System einführen.

Wie lange dauert die Einführung eines ISO-50001-Systems?

Die Einführung dauert je nach Ausgangslage, Un­ter­neh­mens­struk­tur und Zielsetzung meist zwischen drei und neun Monaten. Betriebe mit vorhandener Ver­brauchs­ana­ly­se und klaren Ver­ant­wort­lich­kei­ten können deutlich schneller sein. Ausschlaggebend ist, ob bereits passende Technik und Software vorhanden sind.

Welche Unternehmen profitieren besonders?

Am stärksten profitieren en­er­gie­in­ten­si­ve Branchen wie Industrie, Logistik, Ge­sund­heits­we­sen oder größere Ver­wal­tungs­struk­tu­ren. Doch auch kleinere Unternehmen können durch gezielte Steuerung und Förderungen messbare Vorteile erzielen, besonders, wenn sie mehrere Standorte oder langfristige ESG-Ziele verfolgen.

Wie oft muss das System re-zertifiziert werden?

Die Zertifizierung nach ISO 50001 ist für drei Jahre gültig. Innerhalb dieses Zeitraums erfolgen jährliche Über­wa­chungs­au­dits. Spätestens zum Ende der Laufzeit ist eine vollständige Re-Zertifizierung notwendig, um den Standard weiterhin offiziell nachweisen zu können.

Wer darf ISO-50001-Zer­ti­fi­zie­run­gen durchführen?

Die Zertifizierung darf nur durch akkreditierte Stellen erfolgen. In Deutschland zählen dazu unter anderem der TÜV, DNV und DEKRA.

Wichtig ist dabei, dass die Zertifizierer unabhängig und offiziell anerkannt sind. Andernfalls verliert der Nachweis seine rechtliche Gültigkeit.