Energieeffizienzklassen zeigen auf einen Blick, wie energieoptimiert ein Gebäude ist. Sie geben Ihnen eine Idee davon, wie hoch oder niedrig die Betriebskosten sind und beeinflussen den aktuellen Marktwert der Immobilie. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie die Klassen zustande kommen, welche Normen gelten, was Sie als Eigentümer oder Interessent wissen sollten und wie Sie gezielt in eine bessere Energieeffizienzklasse kommen.
- Energieeffizienzklassen für Häuser reichen von A+ bis H und zeigen, wie hoch der Energiebedarf eines Gebäudes ist. Grundlage ist der Energieausweis.
- Je besser die Klasse, desto niedriger die Betriebskosten und desto höher der Marktwert sowie die Vermietbarkeit der Immobilie.
- Die Einstufung basiert auf Bedarf oder Verbrauch, je nach Ausweisart und Datenlage. Bedarfsausweise gelten als präziser.
- Verbesserungen sind durch Sanierungsmaßnahmen möglich, etwa durch Dämmung, Heizungstausch oder moderne Lüftungstechnik.
- Förderungen machen energetische Sanierungen wirtschaftlich attraktiv, auch bei Einzelschritten.
- Ein besseres Label ist mehr als Symbolik: Es bringt Vorteile bei Finanzierung, (zukünftiger) Konformität mit dem GEG, Förderanträgen und Werterhalt.
Energieeffizienzklassen für ein Haus
Die Energieeffizienzklasse eines Gebäudes zeigt auf einen Blick, wie hoch dessen Energiebedarf oder -verbrauch ist. Sie gehört zu den zentralen Angaben im Energieausweis und reicht in der Skala derzeit von A+ (sehr effizient) bis H (sehr ineffizient).
Die Klasse signalisiert, wie wirtschaftlich das Gebäude im laufenden Betrieb ist. Je besser die Einstufung, desto geringer sind die Energieverluste und desto niedriger fallen in der Regel die Heizkosten aus. Gerade bei Verkauf oder Vermietung ist die Energieeffizienzklasse für viele Interessierte ein wichtiges Entscheidungskriterium und muss diesen frühzeitig zur Verfügung gestellt werden – etwa bereits in der Annonce in einschlägigen Immobilienportalen (§ 87 GEG).
Die Bewertung basiert entweder auf dem berechneten Energiebedarf (beim Bedarfsausweis) oder dem tatsächlichen Verbrauch der letzten Jahre (beim Verbrauchsausweis). Faktoren wie Dämmstandard, Heizungsart, Fensterqualität und Gebäudedichtheit fließen in die Berechnung mit ein.Die Einordnung erfolgt in folgende Kategorien:
Energieeffizienzklassen machen damit den energetischen Zustand von Gebäuden vergleichbar, unabhängig vom Alter oder Standort eines Gebäudes. Das hilft Eigentümern, Mieterinnen und Käufern bei der Einschätzung der laufenden Kosten und der Sanierungsbedarf.
Ein kurzer Vergleich zu Haushaltsgeräten:
Auch Waschmaschinen, Kühlschränke oder Fernseher tragen ein Effizienzlabel – ebenfalls von A (sehr sparsam) bis G (sehr ineffizient). Anders als bei Gebäuden bezieht sich die Skala dort auf den Stromverbrauch unter standardisierten Bedingungen. Die gemeinsame Logik: Ein einfach verständliches Klassensystem für informierte Entscheidungen.
Wie wird die Energieeffizienzklasse für ein Haus ermittelt?
Die Energieeffizienzklasse eines Gebäudes wird auf Grundlage der Angaben im Energieausweis bestimmt. Dabei gibt es zwei verschiedene Berechnungswege: Bedarfsausweis und Verbrauchsausweis.
Für den Bedarfsausweis erfolgt die Bewertung technisch und unabhängig vom individuellen Nutzerverhalten. Grundlage sind Baujahr, Gebäudehülle, Heiztechnik, Lüftung, Warmwasserbereitung und andere energetisch relevante Merkmale. Das Verfahren wird vor allem bei Neubauten, leerstehenden Gebäuden und unsanierten Altbauten angewendet.
Der Verbrauchsausweis basiert dagegen auf dem tatsächlichen Energieverbrauch der letzten drei Jahre. Er bildet also das Nutzerverhalten mit ab. Dieser Ausweis ist zulässig bei bestehenden Wohngebäuden mit mindestens fünf Wohnungen, die bestimmte Anforderungen erfüllen.
Die Einstufung erfolgt anhand des Endenergiebedarfs oder -verbrauchs je Quadratmeter Nutzfläche und Jahr. Maßgeblich ist die Kennzahl in Kilowattstunden (kWh/m²·a).
Weitere Einflussfaktoren:
- Gebäudetyp (z. B. freistehend, Reihenhaus, Mehrfamilienhaus)
- Zustand und Art der Wärmedämmung
- Heizungsart und Energiequelle (z. B. Öl, Gas, Wärmepumpe)
- Fensterqualität und Lüftungskonzepte
Die Gebäudenutzfläche ist immer größer als die Wohnfläche, denn sie bezieht auch Bereiche wie Treppen und Flure mit ein. Ist nur die Wohnfläche bekannt, kann die Nutzfläche bei Bedarf auch pauschal berechnet werden. Dafür kommt ein Multiplikator (je nach Gebäudetyp 1,2 oder 1,32) zum Einsatz.
Wichtig: Die ermittelte Klasse kann durch energetische Modernisierungen erheblich verbessert werden. Oft reichen schon gezielte Maßnahmen an der Gebäudehülle oder der Heizungstechnik aus, um zwei oder mehr Klassen aufzusteigen, mit positiven Effekten auf Betriebskosten und Immobilienwert.
Warum ist eine gute Energieeffizienzklasse wichtig?
Eine hohe Energieeffizienzklasse wirkt sich direkt auf die Wirtschaftlichkeit, den Marktwert und die Zukunftssicherheit eines Gebäudes aus. Sie ist mehr als nur eine Kennzahl. Die Energieeffizienz entscheidet mit über laufende Kosten, Förderfähigkeit und Attraktivität der Immobilie.
- Geringere Betriebskosten: Gebäude mit hoher Effizienzklasse benötigen deutlich weniger Energie zum Heizen, Kühlen oder Lüften. Das spart dauerhaft Betriebskosten, was gerade bei steigenden Energiepreisen ein relevanter Vorteil ist.
- Höherer Marktwert und bessere Vermarktung: Eine gute Energieeffizienzklasse steigert die Attraktivität beim Verkauf oder bei der Vermietung. Sie signalisiert Investitionssicherheit und geringe Folgekosten. Bei vergleichbaren Objekten entscheiden sich Interessenten häufig für das energetisch besser aufgestellte Gebäude.
- Förderfähigkeit bei Sanierungen: Viele staatliche Förderprogramme setzen die Erfüllung bestimmter Effizienzstandards voraus. Je besser die Zielklasse nach einer energetischen Sanierung, desto höher fällt oft der Fördersatz aus.
- Zukunftssicherheit und ESG-Konformität: Im Zuge gesetzlicher Vorgaben wie dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) oder ESG-Kriterien für Investoren gewinnt die Effizienzklasse zunehmend an Bedeutung. Eine gute Einstufung sichert langfristige Nutzung, Werterhalt und regulatorische Konformität. Und das nicht nur bei Einfamilienhäusern, sondern auch bei für Investoren interessantere Gewerbeimmobilien oder größeren Wohnportfolios.
Wie verbessern Sie die Energieeffizienz Ihres Gebäudes?
Wer seine Energieeffizienzklasse verbessern möchte, sollte zunächst wissen, wo das eigene Gebäude aktuell steht und welches Ziel realistisch erreichbar ist. Ein qualifizierter Energieberater erstellt dazu eine fundierte Bestandsaufnahme und zeigt konkrete Maßnahmen auf.
Typische Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienzklasse können sein:
- Dämmung optimieren: Eine nachträgliche Dämmung von Dach, Außenwänden und Kellerdecke reduziert Wärmeverluste erheblich.
- Fenster und Türen tauschen: Moderne Fenster mit Dreifachverglasung und dicht schließende Türen steigern den energetischen Standard sichtbar.
- Heizungsmodernisierung: Der Austausch veralteter Heizkessel gegen effiziente Brennwertgeräte, Wärmepumpen oder hybride Systeme verbessert den Effizienzgrad. Nicht ohne Grund ist ein Heizungstausch nach GEG im Anschluss an einen Eigentümerwechsel in vielen Fällen verpflichtend.
- Lüftung mit Wärmerückgewinnung: Kontrollierte Systeme sorgen für gute Luftqualität und minimieren Energieverluste durch Fensterlüftung.
- Erneuerbare Energien integrieren: Photovoltaik, Solarthermie oder Biomasse können den Primärenergiebedarf senken.
Die Maßnahmen sollten immer individuell bewertet und wirtschaftlich priorisiert werden. Ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) gibt dabei Orientierung, auch im Hinblick auf Fördermittel und realistische Zielklassen.
Sie haben eine Förderung bewilligt bekommen? Sehr gut! Dokumentieren Sie jede durchgeführte Maßnahme. Nach Abschluss der Arbeiten müssen Sie ohnehin Nachweise vorlegen. Außerdem empfiehlt sich die Ausstellung eines neuen Energieausweises, um die verbesserte Energieklasse offiziell zu machen.
Energieeffizienz entsteht nicht durch Zufall. Wer gezielt saniert, verbessert die Energieeffizienzklasse seines Gebäudes und schafft messbare Vorteile bei Kosten, Förderung und Marktwert.
Energieberater & Ing. André Heid M.Sc.
Energieeffizienzklasse verbessern: Ihre nächsten Schritte
Wenn Sie wissen möchten, wie sich die Energieeffizienzklasse Ihres Gebäudes realistisch verbessern lässt, ist der erste Schritt eine fundierte Bewertung durch einen qualifizierten Energieberater.
So gehen Sie am besten vor:
- Status ermitteln: Lassen Sie den energetischen Zustand Ihres Gebäudes erfassen, zum Beispiel durch die Erstellung eines neuen Energieausweises oder eines individuellen Sanierungsfahrplans.
- Zielklasse definieren: Überlegen Sie, welche Effizienzklasse realistisch und wirtschaftlich erreichbar ist, abhängig von Gebäudeart, Zustand und Budget.
- Maßnahmen prüfen und planen: Klären Sie Fördermöglichkeiten und erstellen Sie einen strukturierten Maßnahmenplan.
- Beratung in Anspruch nehmen: Unsere zertifizierten Energieberater begleiten Sie bundesweit mit Erfahrung, Objektivität und klarem Fokus auf Wirtschaftlichkeit und Förderung.
Je früher Sie starten, desto gezielter lassen sich Investitionen planen und desto schneller profitieren Sie von Einsparungen und Fördermitteln.
Rechenbeispiel: Von Effizienzklasse E auf C – lohnt sich das?
Eine Eigentümerin besitzt ein freistehendes Einfamilienhaus, Baujahr 1983, mit 140 Quadratmetern Nutzfläche. Laut aktuellem Bedarfsausweis liegt die Energieeffizienzklasse bei E (Endenergiebedarf: 145 kWh/m²a). Jährliche Heizkosten (Gas) belaufen sich auf etwa 2.500 Euro.
Geplante Maßnahmen:
- Dachdämmung: 12.000 €
- Heizungstausch – Gas auf Wärmepumpe: 22.000 €
- Beratung und Energieausweis: 1.500 €
- Gesamtkosten: 35.500 €
Förderung nach BEG (Stand 2025):
- Grundförderung Wärmepumpe: 30 % = 6.600 €
- Klima-Geschwindigkeitsbonus (für Austausch alter fossiler Heizung): +20 % = 4.400 €
- Effizienzbonus (z. B. Erdreich- oder Wasser-Wärmepumpe): +5 % = 1.100 €
- Förderung Dämmung (Einzelmaßnahme): 15–20 % = 2.000 – 2.400 €
- Förderung gesamt: ca. 14.500 – 15.000 €
Nach der Sanierung:
- Neue Energieeffizienzklasse: C (Endenergiebedarf ca. 85 kWh/m²a)
- Neue Heizkosten: ca. 1.350 € pro Jahr
- Einsparung pro Jahr: ca. 1.150 €
- Effektive Investition nach Förderung: ca. 20.000 – 21.000 €
- Amortisation: nach rund 18 Jahren (ohne Preissteigerungen)
Zusätzlich verbessert sich der Marktwert der Immobilie deutlich und die Eigentümerin erfüllt die GEG-Vorgaben vorausschauend. Eine neue Vermietung wäre zudem deutlich einfacher, da die bessere Klasse im Exposé überzeugt.
Häufige Fragen zu Energieeffizienzklassen
Was ist die Energieeffizienzklasse Ihres Gebäudes und wie lässt sie sich verbessern? Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen aus der Praxis.
Wo finde ich die Energieeffizienzklasse meines Gebäudes?
Die Klasse steht im Energieausweis auf der ersten Seite in Form einer farbigen Skala (A+ bis H). Ob ein Bedarfsausweis oder Verbrauchsausweis vorliegt, beeinflusst die Genauigkeit. Falls kein gültiger Ausweis vorhanden ist, kann dieser von einem qualifizierten Energieberater erstellt werden (§ 88 GEG).
Wie stark wirkt sich die Effizienzklasse auf den Immobilienwert aus?
Eine gute Energieeffizienzklasse verbessert die Vermarktungschancen spürbar, besonders in Zeiten steigender Energiekosten. Immobilien in den Klassen A bis C gelten als zukunftsfähig. Schlechte Klassen (E – H) können den Verkauf verzögern oder zu Preisabschlägen führen, vor allem bei unsanierten Altbauten.
Was kostet die Verbesserung der Effizienzklasse?
Das hängt vom Zustand des Gebäudes und der Zielklasse ab. Einzelmaßnahmen wie Dachdämmung oder Heizungstausch beginnen im fünfstelligen Bereich. Die Kosten können durch Förderprogramme erheblich reduziert werden. Ein individueller Sanierungsfahrplan zeigt, welche Schritte wirtschaftlich sinnvoll sind.
Wie schnell lohnt sich eine energetische Sanierung?
Je nach Maßnahme amortisieren sich Investitionen oft innerhalb von 10 bis 20 Jahren, bei Annahme weiter steigender Energiepreisen auch schneller. Fördermittel und steuerliche Vorteile beschleunigen den wirtschaftlichen Nutzen zusätzlich.
Reicht der Energieausweis als Nachweis für eine Förderung?
Nein, in der Regel nicht. Für viele Förderprogramme (z. B. BAFA, KfW) ist eine technische Fachplanung und ein individuelles Beratungsgespräch durch einen zugelassenen Energieberater erforderlich. Der Energieausweis kann aber als erste Orientierung dienen.
Ich habe nur eine schlechte Klasse im Verbrauchsausweis – was tun?
Der Verbrauchsausweis hängt stark vom Nutzerverhalten ab. Eine schlechte Einstufung ist daher nicht immer ein Hinweis auf bauliche Mängel. Ein Bedarfsausweis oder ein Gutachten zeigt, wie das Gebäude wirklich dasteht und welche Maßnahmen sich lohnen könnten.